Politik hinterfragen - Lehren aus Afghanistan ziehen: Mailing des BSV

01.12.2021

vor 20 Jahren begann der Krieg der USA und ihrer Verbündeten gegen das Taliban-Regime in Afghanistan. Die Regierung wurde militärisch gestürzt, weil angeblich nur dadurch Osama bin Laden – der als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 galt – gefasst werden könne. Jahre später wurde bin Laden in Pakistan aufgespürt und getötet. Der Krieg in Afghanistan ging jedoch weiter.

Deutschland war an dem Krieg von Beginn an beteiligt. Als Ziel der militärischen Maßnahmen galt hier der Aufbau eines demokratischen Afghanistans, in dem die Menschenrechte gewährleistet sein sollten. Im Widerspruch dazu standen jedoch die massiven „Kollateralschäden“. Es wurden vielfach Zivilist*innen, darunter auch viele Kinder, getötet, wie auch bei dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff auf zwei Tankwagen bei Kundus im Jahr 2009.

Der Krieg endete für den Westen mit einer militärischen Niederlage. Die USA hatten ihren Abzug mit den Taliban ausgehandelt. Nach dem Sturz der Taliban vor zwanzig Jahren  herrschen sie wieder in Afghanistan. Weitere Verhandlungen mit der neuen Regierung über humanitäre Hilfe sind angesichts der katastrophalen Versorgungslage im Land dringend notwendig.

Im Fachgespräch des BSV im Oktober referierte Mickael Houngbedji über koloniale Wurzeln von Kriegen und stellte fest, nach der Beendigung von Kriegen müssten die Konfliktparteien sich immer zusammensetzen, um miteinander über Lösungen für das künftige Zusammenleben zu sprechen. Besser sei es: Die Phase leidvoller Kriege aussparen und gleich zu Gesprächen kommen.

Als Bund für Soziale Verteidigung treten wir seit unserer Gründung im zu Ende gehenden Kalten Krieg für Zivile Konfliktbearbeitung und die Abschaffung von Rüstung und Militär ein.

Unsere Geschäftsführerin Christine Schweitzer war schon in den 90er Jahren an der Gründung des Balkan Peace Teams beteiligt und nach der Jahrtausendwende als Mitarbeiterin von

Nonviolent Peaceforce bei der Weiterentwicklung des Zivilen Peacekeeping aktiv. Später setzte sie sich im Auftrag des BSV erfolgreich dafür ein, dass das „Zivile Peacekeeping als erprobte Methodik, um Menschen vor Gewalt und schweren Menschrechtsverletzungen zu schützen“ in die Leitlinien der Bundesregierung zum Thema „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ aufgenommen wurde.

Als BSV werden wir uns weiter dafür engagieren, dass insbesondere die neue Bundesregierung die richtigen Lehren aus dem militärischen Fiasko in Afghanistan zieht und sich verstärkt für Zivile Konfliktbearbeitung auch in internationalen Konflikten einsetzt.

Für das Netzwerk Friedenskooperative ist Christine Schweitzer gerade dabei, eine Zusammenstellung von wichtigen Quellen zum Afghanistankrieg zu erstellen. Neben ihrer Alltagsarbeit als Geschäftsführerin findet sie auch immer wieder Zeit, zu Themen wie gewaltfreier Intervention, zivilem Widerstand oder Friedensbewegung zu publizieren. Und mit Nonviolent Peaceforce begleitet sie einen mehrjährigen Prozess, ‚gute Praxis‘ im Feld des Zivilen Peacekeepings zu identifizieren. Diesen November ist sie an der Vorbereitung einer großen (virtuellen) internationalen Tagung zu dem Thema beteiligt. Die vielfältige friedenspolitische Arbeit von Christine Schweitzer ist allein durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert.

Um diese wichtige und unabhängige Arbeit weiter zu gewährleisten, bitten wir Sie um eine großzügige finanzielle Unterstützung – am besten durch einen Dauerauftrag oder die Mitgliedschaft im Bund für Soziale Verteidigung.

Wir wünschen Ihnen und Euch zum Jahresausklang und für das neue Jahr 2022 alles Gute!

Ulrich Stadtmann und Renate Wanie
             (Vorstandsmitglieder)