BUND FÜR SOZIALE VERTEIDIGUNG E.V. NEWSLETTER MÄRZ 2016 ---------------------------------------------------------------------------------- INHALT Neuigkeiten und Termine Berichte Ressourcen Spendenbarometer ---------------------------------------------------------------------------------- EILMELDUNG ZU HEUTE, DEM 1. APRIL Aus aktuellem Anlass (1. April 2016) Der Bund für Soziale Verteidigung begrüßt die Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums, die ausschließlich für das Training von BundeswehrsoldatInnen erbaute „Schnöggersburg“ in Sachsen-Anhalt Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Hier die Pressemitteilung im Originalton: Humanität siegt über militärische Logik Bundesverteidigungsministerin von der Leyen hat die Öffentlichkeit heute Morgen mit der Ankündigung überrascht, das Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr in der Altmark in einem bislang einmaligen Schritt umzubauen und vorrangig für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Auf die Nachfrage, wie viele Menschen dort Platz finden würden, antwortete sie: „Mehrere Zehntausend sicherlich“. „Schnöggersburg“ ist eine Kleinstadt, die seit 2012 auf dem Gelände des Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr nahe Magdeburg in der Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt errichtet wurde. Sie besteht aus mehr als 500 Gebäuden, darunter einem Supermarkt, einer Apotheke, einem Rathaus, Wohnbauten, einem Armenviertel, einem Kaufhaus, einer Kasernenanlage und einem Sakralbau, außerdem mehreren Kilometern Straße, einem Fluss und der einzigen U-Bahn in Sachsen-Anhalt. Sie wurde errichtet, damit NATO-SoldatInnen dort den Krieg in einer städtischen Umgebung trainieren können. Menschen sollten dort keine einziehen. Das hat sich jetzt geändert: Wie das Bundesverteidigungsministerium heute Morgen bekannt gegeben hat, soll die Stadt jetzt fertig gebaut und anschließend dem Bundesinnenministerium zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden. Aber auch Deutsche sollen dort einziehen, damit kein Ghetto entsteht. „Jetzt können wir alle, die in Idomeni ausharren, aufnehmen“, ließ Bundeskanzlerin Merkel schriftlich erklären. Flüchtlingsorganisationen begrüßten den Schritt. Die Parteispitze der AFD kündigte an, in einen unbefristeten Hungerstreik zu treten. Keinen Kommentar konnten unsere Berichterstatter heute Morgen von Minister Seehofer bekommen – nach Hörensagen soll er sich an einen unbekannten Ort zurückgezogen haben. ---------------------------------------------------------------------------------- NEUIGKEITEN UND TERMINE STOPPT DEN KREISLAUF DER GEWALT IN DER TÜRKEI Neun deutsche Friedensorganisationen, darunter der Bund für Soziale Verteidigung, wenden sich angesichts des erneuten Krieges im Südosten der Türkei an die Bundesregierung. Er findet weitgehend abseits der Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit statt – Terroranschläge, der Krieg in Syrien und die Flüchtlingsfrage dominieren die Tagesordnung. Aber angesichts der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen in den vom Krieg zwischen türkischer Regierung und PKK betroffenen Regionen fordern wir, dass die deutsche und europäische Politik nicht länger wegsehen darf. Wir haben eine Petition gestartet, die unter https://weact.campact.de/p/UrgentCallTurkey unterzeichnet werden kann. Bis heute hat die Petition über 4.700 Unterschriften erhalten. Bitte helft uns, dass es mindestens 5000 werden! Und auch an die EU richtet sich eine gleichlautende Petition. Sie gibt es auf: https://you.wemove.eu/campaigns/stop-violence-in-turkey STUDIENTAG DES INSTITUTS FÜR FRIEDENSARBEIT UND GEWALTFREIE KONFLIKTAUSTRAGUNG: 9. April 2016 Der Frühjahrsstudientag des IFGK findet in Zusammenarbeit mit dem Friedenskreis Halle statt. Ort ist Halle. Thema: "Konzepte für Friedensarbeit heute. Von Erfahrungen der DDR-Zeit und danach lernen." Vorträge wird es geben von Gottfried Arlt, Alexander Leistner, Martin Arnold, Christof Starke und Christine Schweitzer. Nähere Informationen sind auf den Websites von IFGK (www.ifgk.de) und BSV zu finden. Anmeldungen bitte an CSchweitzerIFGK@aol.com. Angemeldete bekommen den Veranstaltungsort per Email mitgeteilt. JAHRESTAGUNG DER PLATTFORM ZIVILE KONFLIKTBEARBEITUNG: 15.-17. April 2016 in Loccum Der Titel der Tagung lautet: "Im staatlichen Auftrag oder in politischer Selbstständigkeit". Mehr Informationen auf der Seite der Plattform für Zivile Konfliktbearbeitung, http://www.konfliktbearbeitung.net/veranstaltungen/staatlichen-auftrag-politischer-selbststaendigkeit-zivilgesellschaftliche-akteure BSV FACHGESPRÄCH ZUM THEMA RASSISMUS IN DER FRIEDENSBEWEGUNG: 08. OKTOBER 2016 in Minden Eine Form der Diskriminierung ist Rassismus. In unserem Fachgespräch wollen wir uns genauer mit dieser speziellen Form der Unterdrückung beschäftigen, neue Perspektiven einnehmen und Unsicherheiten mit dem Thema abbauen. Wir fragen bewusst provokant: „Rassismus in der Friedensbewegung - gibt’s doch gar nicht! Oder?“ und möchten Sie und Euch dazu einladen, gemeinsam mit uns darüber nachzudenken, ob und warum in der Friedensarbeit ggf. doch rassistische Vorstellungen eine Rolle spielen und wie wir konstruktiv damit umgehen können. Dabei beschäftigen uns Fragen wie: Welche unterschiedlichen Formen und Interpretationen von Rassismus gibt es? Wo begegnet uns Rassismus in unserer Friedensarbeit, wo in unserem Alltag? Welche bewussten oder unbewussten rassistischen Vorstellungen entdecke ich bei mir selbst, welche bei anderen, und wie gehe ich mit beidem um? Welche friedenspolitischen Handlungsansätze gegen Rassismus kennen wir? Welche könnten wir uns neu aneignen? Welche Rolle und Haltung haben wir als deutsche Friedensorganisation, wenn wir mit ausländischen Partnerorganisationen zusammenarbeiten oder Friedensfachkräfte ins Ausland entsenden? Warum sind so wenige geflüchtete Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund in der deutschen Friedensbewegung aktiv? Und nicht zuletzt: Was kann ich persönlich tun, um Rassismus in mir selbst und in meiner Umgebung abzubauen, um aktiv an einer friedlicheren Gesellschaft zu arbeiten? Mehr Informationen auf unserer Website unter http://www.soziale-verteidigung.de/news/meldungen/rassismus-in-der-friedensbewegung-gibts-doch-gar-nicht-oder/ ---------------------------------------------------------------------------------- BERICHTE TAGUNG "BEVOR ANGST DIE SEELE AUFISST" Am Wochenende vom 11. bis 13. März fand in Magdeburg unsere Tagung "Bevor Angst die Seele auf isst - Über Bedrohungen und friedenspolitische Alternativen in unserer krisenhaften Zeit" statt. Rund 50 TeilnehmerInnen aus Magdeburg und dem gesamten Bundesgebiet hörten interessante Vorträge über die psychologischen Seiten von Angst und Bedrohung, über neue Kriege, Gefahren des Rechtsextremismus und über gewaltfreie Alternativen zu diesen Bedrohungen. In den nächsten zwei bis drei Monaten werden wir eine Dokumentation der Tagung erstellen, die dann bei uns abrufbar und bestellbar sein wird. ZIVILES PEACEKEEPING IM BUNDESTAG Der Unterausschuss für zivile Krisenprävention hat sich am 14.3.16, in einer öffentlichen Anhörung mit dem Thema ziviles Peacekeeping befasst. Die Sitzung, zu der u.a. Tiffany Easthom von Nonviolent Peaceforce und Rachel Julian von der Universität Leeds erwartet werden, wurde auch zeitversetzt auch im Bundestags-Fernsehen übertragen. Hier ist der Link zu der Seite des Unterausschusses mit allen Informationen: https://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse18/a03/ua_zks/kw11-pa-zivile-krisenpraevention/412294 ---------------------------------------------------------------------------------- RESSOURCEN BUCHBESPRECHUNG: ZIVILES PEACEKEEPING Eine letztes Jahr erschienene Ausgabe des amerikanischen Journals „Peace Review – A Journal of Social Justice“ (Hrsg: Universität San Francisco) beschäftigt sich mit dem Thema „Ziviles Peacekeeping“. Auf ca.70 Seiten schreiben verschiedene FriedensforscherInnen und Mitarbeitende aus unterschiedlichen Organisationen über ihre Forschungsergebnisse oder praktische Erfahrungen auf dem Gebiet des Zivilen Peacekeepings. Herausgeberinnen dieser Ausgabe sind Rachel Julian und Christine Schweitzer. Da die Zeitschrift nur auf Englisch erhältlich und nicht kostenfrei ist, hat Outi Arajärvi, Vorstandsmitglied bei Nonviolent Peaceforce und beim Bund für Soziale Verteidigung, eine ausführliche Besprechung angefertigt, die einen Eindruck von dem Inhalt dieser Publikation gibt. Die Besprechung kann von unserer Website (Aktuelles) oder http://www.soziale-verteidigung.de/pazifismus-militaerkritik/ziviles-peacekeeping/ heruntergeladen werden. NEUES HINTERGRUND- UND DISKUSSIONSPAPIER: KOSTEN DER GEWALT "Kosten der Gewalt. Warum sich Krieg nicht rechnet" ist der Titel eines neuen Hintergrund- und Diskussionspapiers (Nr. 49). Geschrieben hat es Mario Dentice während seines Praktikums beim BSV. Dieses Hintergrund- und Diskussionspapier betrachtet die Frage von Gewalt, Krieg und Gewaltlosigkeit aus einer Perspektive, die wir in den sozialen Bewegungen gewöhnlich eher meiden, weil sie alle ethischen Erwägungen ausklammert: Nämlich aus der Perspektive der Ökonomie. Der Autor, der dieses Papier in der Zeit seines Praktikums beim BSV geschrieben hat, fragt nach den Kosten von Gewalt. Mario Dentice zeigt, dass die Befunde und Argumente rein ökonomischer Untersuchungen dazu benutzt werden können, Gewalt zu kritisieren. Auch aus einer reinen Kosten-Nutzen-Analyse heraus rechnen sich Krieg und Gewalt nicht – das ist kein Argument von PazifistInnen, sondern von jenen, denen es um Gewinnmaximierung und Profit geht. Dies sind Aspekte, die in Debatten mit Nicht-PazifistInnen, sei es an der Hochschule oder anderenorts, sehr wertvoll sein können, denn nur zu gerne werden Friedensbewegte ja in die idealistisch-träumerische Ecke gestellt, als Gutmenschen bezeichnet, die keinen Sinn für die Realitäten hätten. Dies kann man den AutorInnen, die Mario Dentice heranzieht, kaum vorwerfen, und sie werden so selbst zu ZeugInnen für die Position der Kriegsablehnung. Das Papier kann wie üblich bei uns in Papierform bestellt werden (2,50 € plus Porto) oder kostenfrei als PDF heruntergeladen werden. VIDEO ZU NONVIOLENT PEACEFORCE Ein Video zu Projekten von Nonviolent Peacforce zum Schutz der Zivilbevölkerung in Südsudan kann hier angeschaut werden: https://www.youtube.com/watch?v=G7ZR9xKfOeU WEITERBILDUNG GENDER-KOMPETENZ Unter dem Titel "Gender-Kompetenz in der beruflichen Praxis" bietet die Heinrich-Böll-Stiftung einen Workshop mit zwei Modulen an. Mehr Infos unter: http://www.gwi-boell.de/de/2015/11/27/greencampus-workshop-gender-kompetenz-der-beruflichen-praxis ---------------------------------------------------------------------------------- SPENDENBAROMETER Friedensarbeit kostet Geld. Wir brauchen in diesem Jahr 86.000 Euro, um unsere Arbeit nicht einschränken zu müssen. Bis Ende Februar 2016 haben wir Spenden i.H. von 15.000 Euro erhalten. Das entspricht ca. 17 %. ----------------------------------------------------------------------------------